

Bei den Geräten wird ein bestimmtes Spektrum von UV-Licht verwendet: 340 bis 395 Nanometer
Quelle: pa/dpa Themendienst/Christin Klose
Damit die frisch lackierten Fingernägel schneller trocknen, kommen oft UV-Lampen zum Einsatz. Die harten das Gel aus. Doch sie können Mutationen verursachen und Zellen absterben lassen. In seltenen Fällen treten sogar Krebserkrankungen auf.
Yon Nagelstudios wird Lack routiniert in mehreren Schichten aufgetragen, und UV-Lampen sind beliebt, um diese zu verfestigen. Dadurch soll das Design besonders lange halten, bis zu vier Wochen, so wird es insbesondere für Gellacke versprochen. Jedoch könnte eine Maniküre dadurch gesundheitsgefährdend werden.
Eine Studie der College of California San Diego in La Jolla spellt im Fachmagazin „Nature Communications” klar, dass die Verwendung dieser UV-Geräte zum Tod von Hautzellen und zu krebserregenden Mutationen im Erbgut führen kann.
Solche Trockner stehen praktisch in jedem Nagelstudio und sind mittlerweile auch für den Hausgebrauch zu haben. In der Regel wird dabei ein bestimmtes Spektrum von UV-Licht verwendet, um die Chemikalien in Gel-Nagellacken oder entsprechenden Spezial-Lacken zu verbinden und auszuhärten: 340 bis 395 Nanometer, was in den langwelligen UV-A-Bereich fällt. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum wird UV-A-Licht grundsätzlich als krebserregend eingestuft, und zwar in Abhängigkeit von Dauer und Stärke der Bestrahlung. Wie sich die von den Trocknungsgeräten ausgehende Strahlung auf ihre Anwenderinnen auswirkt, ist bisher allerdings kaum untersucht.
Bei einer „Maniküre mit Gellack“ werden sowohl die Nägel als auch die Hände bis zu zehn Minuten professional Sitzung mit einem UV-Nageltrockner bestrahlt, heißt es in der Studie. Professional Tag kommen auf jeden Angestellten im Nagelstudio schätzungsweise acht Kunden, was etwa drei Millionen täglichen Kunden in den Vereinigten Staaten entspricht. Menschen, die regelmäßig eine Gelmaniküre machen lassen, wechseln ihren Lack für gewöhnlich alle zwei Wochen.
UV-Lampen für Gelmaniküren würden als sicher und unbedenklich vermarktet, beklagt Ludmil Alexandrov, Professor für Biotechnik sowie Zell- und Molekularmedizin an der Universität in Kalifornien. „Aber soweit wir wissen, hat bisher niemand diese Geräte und ihre Auswirkungen auf menschliche Zellen auf molekularer und zellulärer Ebene untersucht“, sagt er. Die Idee zur aktuell veröffentlichen Studie sei ihm gekommen, als er von einer seltenen Kind von Hautkrebs am Finger einer jungen Frau erfahren habe: „Ich fand das seltsam.“
Im Nagelstudio wird regelmäßig mit UV-Lampen gearbeitet
Quelle: pa/Sven Simon/FrankHoemann/SVEN SIMON
In medizinischen Fachmagazinen stieß Alexandrov auf Berichte über sehr seltene Krebsarten an den Händen von Menschen, die häufig Gel auf ihren Fingernägeln tragen. Dazu zählten Kosmetikerinnen und Frauen, die öfter an Schönheitswettbewerben teilnahmen.
Um diesen Beobachtungen auf den Grund zu gehen, ließ Alexandrov sein Staff die UV-Strahlung der Geräte an verschiedenen Zellkulturen testen, und zwar an menschlichen Hautzellen und denen von Mäusen. Ein Teil der Zellkulturen kam in Petrischalen für 20 Minuten in ein UV-Lichtgerät. Darauf folgte eine Stunde Pause, bevor die Zellen erneut bestrahlt wurden. Auf diese Weise wollten die Forscherinnen und Forscher überprüfen, was bei akuter Strahlenbelastung passiert. In anderen Petrischalen setzten sie die Zellen einer chronischen Belastung aus, das heißt: 20 Minuten lang unter UV-Licht an drei aufeinanderfolgenden Tagen.
An den verschiedenen Zelllinien konnten Wissenschaftler ablesen, dass bereits eine 20-minütige Verwendung der UV-Lampen 20 bis 30 Prozent der Zellen absterben lässt. Kamen die Geräte dreimal hintereinander für 20 Minuten zum Einsatz, wurden bis zu 65 bis 70 Prozent der Zellen zerstört. Erschreckend battle: Die Bestrahlung schadete dem Erbgut in den restlichen Zellen; es wurden Mutationen entdeckt, die als krebserregend gelten. „Wir haben uns Proben von Patienten mit Hautkrebs angeschaut und dabei die gleichen Mutationsmuster gesehen wie bei den bestrahlten Zellen“, sagt Alexandrov.
Die Forscher kommen aufgrund ihrer Ergebnisse zu dem Schluss, dass die UV-Strahlung herkömmlicher Nageltrockner tatsächlich genügt, um auf Dauer krebsartige Veränderungen an den Händen herbeizuführen. Das Risiko besteht vor allem bei häufiger Anwendung. Noch unklar ist, wie schädlich gelegentliche Gelmaniküren sind. Maria Zhivagui, Postdoktorandin in Alexandrovs Labor und Erstautorin der Studie, trug früher selbst hin und wieder Gellack auf ihren Nägeln de ella. „Als ich aber sah, dass die vom Gerät abgegebene Strahlung zum Zelltod führt und Zellen nach nur einer 20-minütigen Behandlung mutieren, battle ich erschrocken“, sagt sie. Seither verzichtet sie auf Lackfarben, die auf UV-Licht angewiesen sind.
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